Sonntag, 23. Oktober 2011

Für Freunde gratis arbeiten

Vor diesem Problem ist wahrscheinlich schon jeder selbstständig Arbeitende gestanden:
Einzelne Mitglieder der lieben Bekanntschaft fühlen sich plötzlich als „beste Freunde“ und erwarten Gratisprodukte oder Gratisdienstleistungen.

Zuerst die Rechnung aus buchhalterischer Sicht:
Ich muss meine allerbeste Freundin Susi im Terminkalender eintragen. Die Selbstkosten, die mir aus dieser Behandlung entstehen, müssen ins Kassabuch eingetragen werden. In der Buchhaltung werden sie am Jahresende als Gewinn verbucht, 20 % davon gehen unmittelbar ans Finanzamt. Wenn man davon absieht, dass ich in der gleichen Zeit eine zahlende Kundschaft behandeln könnte, ist das ein doppelter Verlust.

Nun die Rechnung aus meiner Sicht:
Ich habe in meine Aus- und Weiterbildung Zeit, Energie und Geld gesteckt. Ich habe für die Aufrechterhaltung meines Geschäftsbetriebes Kreditrückzahlung, Miete, Energie, Versicherung, Kammerbeiträge etc. zu leisten.
Obwohl es mich immer wieder wütend macht, lehne ich Anträge auf Gratisbehandlungen jedes Mal freundlich ab.

Meine Erfahrung:
Wirkliche Freunde ziehen keine Vorteile aus einem Freundschaftsverhältnis.

Für alle, die sich ebenfalls mit dem Problem „gratis arbeiten“ beschäftigen müssen, gibt es dazu auch eine hilfreiche Grafik.
Petra (Gast) - 23. Okt, 19:07

Da geb ich dir Recht...

Echte Freunde ZIEHEN keine Vorteile daraus, sie bekommen sie einfach so.
Du bist schon ordentlich knausrig, oder?
Man muss nicht jede Stunde, die man arbeitet irgendwo eintragen, gerade bei Dienstleistungen kann man das privat in der Freizeit machen und dann kostet dich das exakt die Zeit, die du aufbringst plus eventuell Materialkosten, die garantiert kein Haus ausmachen.
Wenn du das nächste Mal umziehst und dir die Freunde dann beim Kisten schleppen helfen sollen, würdest dich wundern, wenn die auch so rechnen.
Ich hab mir zuhause auch ne Physiothermkabine gekauft und jetzt kommen Freunde und benutzen die - ich hatte mehrere tausend Euro Anschaffungskosten, muss sie jetzt warten, habe den Stromverbrauch, Himmel, vermutlich sollte ich auch Miete verlangen! Genau wie für den Großbildfernseher, wenn wir Videoabend machen, oder Heizkostenbeiträge, wenn sie mich im Winter besuchen kommen - immerhin benutzen sie die Wärme mit und wenn sie rein und wieder rausgehen, kommt kalte Luft rein, die ICH von MEINEM GELD wieder aufheizen muss.

Anja-Pia - 24. Okt, 10:04

Das ist richtig. Zwecks Erhöhung des Verwaltungsstresses könnte ich für Susi und das Finanzamt auch ein weißes Loch im Kalender lassen. Richtig lustig wird das dann aber erst, wenn Susi anruft und diesen Termin verschiebt.
Außerdem würde mich an Deiner Verrechnungsart stören, dass ich dauernd daran denken müsste, welche Tätigkeiten Susi mir schuldet. ;-)
Petra (Gast) - 31. Okt, 21:39

Genau das ist das Problem - man denkt unter Freunden normalerweise nicht an Schulden, sondern tut sich was Gutes, wenn man kann...
Und mit Finanzamt hat das nichts zu tun, wenn ich etwa als Masseur einen Freund besuche und ihm dann eine Massage gebe, für die er mich nicht bezahlt, weil ich das gar nicht für nötig empfinde.
Anja-Pia - 1. Nov, 10:52

Das Problem mit der wenn-dann-Bedingung stammt übrigens von Dir. ;-)
Und eine (gute) Massage passiert nicht nebenbei, beim Fernsehabend, sondern verlangt Konzentration.
tom-ate - 23. Okt, 19:22

Im Prinzip ist das richtig so dargestellt. Nur die grafik war mir dann doch zu vollgestopft und kleingedruckt ;-)

Aber: Es kömmt ja darauf an, ob man wirklich zu 100% seiner Zeit auf bezahlte Arbeit angewiesen ist. Vielleicht hat man genug Reserven und kann Leuten was Gutes tun, erstens, weil sie es sich sonst nicht leisten könnten, oder/und zweitens weils einem einfach gut tut, was zu verschenken und sei es etwas Zeit und Arbeitskraft. Ich tue, wenn möglich, auch mal was "ehrenamtlich", wobei die Ehre Blödsinn ist, aber Freude kann's machen. Vielleicht ist diese Haltung auch ein winziger Beitrag gegen eine herzlose Geld- und Profitkultur.

Ein anderes, trauriges Thema ist, dass "Freunde" sowas bei Selbständigen tatsächlich ausnutzen tun. Oder wollen. Wenn ich damit konfrontiert wäre, würde ich wohl auch Grenzen setzen.

steppenhund - 23. Okt, 20:08

@tomate

Die Grafik kann man aber durch Klicken vergrößern.
Aber die Aussage ist sowieso einfach.
Für die Mutter arbeitet man umsonst und für den Verwandten, der eine Niere für dich gespendet hat.
Möglicherweise noch für eine gemeinnützige Gesellschaft, aber da gibt es viele Fallstricke.
Anja-Pia - 24. Okt, 10:47

Zur Zeit habe ich leider noch keine Reserven, aber eine ehrenamtliche Tätigkeit könnte ich mir schon auch vorstellen.
steppenhund - 23. Okt, 20:00

Bestärkung

Also ich kann hier nur die Haltung unterstützen, keine Dienstleistung, für die man normalerweise Geld verdient gratis zu verteilen.
Das hat nichts mit Nachbarschafts- oder Freundeshilfe beim Übersiedeln zu tun. Schließlich werden hier Dienste ausgetauscht, die jeder machen kann und dann auch gerne hilft.
Ärzte und Juristen haben da ja ein ganz pragmatisches Vorgehen. Kommen Sie doch nächstens zu mir, da können wir das in Ruhe besprechen. Gegen Tarif natürlich.
Mir fällt dazu noch ein: "Medizin muss bitter schmecken, sonst wirkt sie nicht." und "Was nichts kostet, ist nichts wert."
-
Ich selbst werde ja manchmal in Sachen Computer befragt. Wenn das jemand ist, der selbst mit Computern zu tun hat, dann helfe ich, denn dann ist es einfach ein Austausch und in dem Milieu sowieso unabdingbar. Wenn mich aber jemand anspricht: "Du, ich kenn mich bei Computern nicht aus, kannst Du mir das einmal in 5 Minuten erklären?" dann lächle ich und sage: "Das kann ich nicht. Ich hab zwanzig Jahre gebraucht, bis ich es endlich kapiert habe. So schnell kann ich das nicht erklären."
Meine Freunde würden es nicht wagen, mich etwas zu fragen. Denn wenn ich im günstigen Fall freundlich gesinnt bin und wirklich Auskunft erteile, dann dauert das mindestens eine Stunde und dabei werden sie noch alles mögliche gefragt, damit ich weiß, wo ich ansetzen muss. Das wollen die dann auch nicht.
Aber generell: was als Sebstständiger an Dienstleistung verkauft wird, ist kostenpflichtig.
Du gehst ja auch nicht zu jemanden und sagst: sag einmal, Du bist doch mein Freund, kannst Du mir nicht 100 € schenken?

testsiegerin - 23. Okt, 20:53

ich hab freunde, die haben mir schon wesentlich mehr als € 100,- geschenkt ;-)
Anja-Pia - 24. Okt, 10:17

@Steppenhund,
ich glaube, dass unselbstständig Beschäftigte oft einfach zu wenig Einblick ins Geschäftsleben haben.
testsiegerin - 23. Okt, 20:49

Prinzipiell versteh ich dich schon ganz gut. Obwohl ich selber da total anders bin. Nun gut, meine Tätigkeit als Sachwalterin und Trainerin will kaum jemand umsonst haben. Obwohl... für mich ist es dann schon auch selbstverständlich, dass ich meinen Freunden helfe, ein Rechtsmittel zu schreiben oder ähnliches.
Meine Tätigkeit als Autorin stelle ich aber immer wieder zur Verfügung. Schreibe Bewerbungsschreiben, Hochzeitsreden, Geburtstagsschreiben, Werbetexte, Auftragsgeschichten oder mache Lesungen.

Ich unterscheide da zwischen Freunden und Bekannten. Für Freunde jederzeit und gerne. Bei Bekannten wäge ich ab, wie nahe sind die, wie viel Kohle haben die... ach, wenn ich ehrlich bin, mach ich es da meistens auch (fast) geschenkt.

Da ich nie Geld hab, schenke ich außerdem gern in Naturalien. Mach Schmuckstücke für Freundinnen, die ihnen gefallen, halte Lesungen, redigiere kostenlos eine Masterarbeit,...
Letzendlich ist für mich das Leben ein Geben und Nehmen. Ich liebe zum Beispiel Tauschgeschäfte. Mein Mann stellt T-Shirts und Autobeklebungen her, ich krieg dafür Werkstatttage oder einen selbstgenähten Rock.Ich schreibe Theaterstücke für eine Freundin, dafür nehme ich an ihren Workshops teil... Manchmal ist das unausgeglichen, da krieg ich mehr als ich gebe, da schenke ich dann meine Zeit und meine Aufmerksamkeit. Ich mag nicht, wenn jemand das Gefühl hat, ich nutze ihn aus.

Für dich würde ich sofort und gerne kostenlos lesen. Ich hab ja schließlich auch schon von dir profitiert.

Aber wie gesagt, ich kann dich schon verstehen. Ich glaub, ich hab einfach irgendwie keinen rechten Zugang zu Geld. Es ist mir nie so wichtig.

steppenhund - 23. Okt, 21:41

Da darfst aber nicht außer Acht lassen, dass Du eine Anstellung hast. Wahrscheinlich nicht besonders gut bezahlt, aber regelmäßig und mehr oder weniger garantiert.
Das ist kein Vergleich mit Selbstständigkeit.
-
Ein Leben, was auf den Austausch von Naturalien basiert, könnte mir auch gefallen. Aber ich glaube, da würden heute viele Leute bei uns verhungern, weil sie nichts zum Eintauschen haben.
testsiegerin - 23. Okt, 22:02

eh. ich vergess das eh nicht. und ich hab ja geschrieben, dass ich die einstellung verstehe. ich seh ja, wie es meinem mann mit der selbstständigkeit geht. der macht für freunde auch alles immer gratis ;-)
Anja-Pia - 24. Okt, 10:14

@Testi,
danke für Dein Angebot. ;-)

Mir wird bescheinigt, dass ich gut mit Geld umgehen kann. Was aber auch bedeutet, dass ich für mich persönlich nichts kaufe, was ich mir nicht leisten kann.
Die Idee mit dem Tauschkreis finde ich gut
http://www.tauschkreis.org/tl_files/pdf-downloads/flyer_neu.pdf
Ist halt leider nur was für Private.
nömix - 24. Okt, 11:06

Freunde, die Geschenke fordern, sind keine guten.
Man kennt sie unter der Fachbezeichnung: Schnorrer.

Anja-Pia - 24. Okt, 11:44

Es genügt schon, wenn sie nur danach fragen.
bonanzaMARGOT - 24. Okt, 12:24

kriegt wenigstens dein mann bzw. dein freund eine gratisbehandlung? ich meine, du hast doch auch noch freizeit.
du musst doch nicht alles abrechnen, was du privat machst.

ansonsten gebe ich dir recht: ich find`s auch scheiße, wenn entfernte freunde und allerlei bekannte sich einen finanziellen vorteil erhoffen, wenn sie zu einer kosmetischen behandlung zu dir kommen. da wird gutmütigkeit ziemlich unverschämt ausgenutzt.

Anja-Pia - 24. Okt, 12:28

Gegen seine Rückenschmerzen bekommt er ab und zu eine Massage. Aber nur am Wochenende, weil unter der Woche bin ich nach der Arbeit für einen Pfusch zu kaputt. ;-)
bonanzaMARGOT - 24. Okt, 12:30

na immerhin! das ist doch wirklich nett von dir - dass du ihn am wochenende massierst.
Anja-Pia - 24. Okt, 12:33

Ich BIN nett!!
bonanzaMARGOT - 24. Okt, 12:44

haha, ich auch!
Anja-Pia - 25. Okt, 09:01

Du schaust nur nett. ;-)
bonanzaMARGOT - 25. Okt, 09:07

Ich schaue nicht nett - ich schaue freundlich, und ich bin ein netter Mensch - wenn man mich läßt.
Anja-Pia - 25. Okt, 09:35

Am 20. Oktober, um 18.22 Uhr hast Du geschrieben:
...... ich bin, wie ich bin. nur in realo wirke ich harmloser, weil ich so nett schaue.
bonanzaMARGOT - 25. Okt, 09:49

Genau. Ich bin sowieso harmlos, aber in realo wirke ich noch harmloser - vorallem auf Zicken, verhaltensgestörte Kinder und sonstige Zombies.
nehalennia (Gast) - 25. Okt, 00:33

Wenn ich das lese: seufz! Ich bin froh, dass "nur" Unternehmen zu meinen Kunden zählen. Wobei.. hm.. stimmt nicht ganz! Ganz, ganz selten melden sich Freunde und das ist dann auch ok. Bei ehem. Arbeitskollegen bin ich da viel zurückhaltender... "Einfach nur so" suche ich nicht gleich Jobs für sie...

Auch Anfragen dieser Art von Privatpersonen, ob ich sie nicht "so nebenbei" unterstützen kann, weil sie so arm sind -> leider! Ich suche mir ca 2 Personen pro Jahr aus, die ich "pro bono" betreue.

Aber ich kann mir gut vorstellen, dass das bei dir so ganz anders ist!

Anja-Pia - 25. Okt, 09:01

Dann darf ich mich gleich bei Dir für nächstes Jahr anmelden. ;-)
la-mamma - 3. Nov, 22:35

hach, wann find ich endlich wieder zeit für einen BEZAHLTEN termin?;-)

Anja-Pia - 7. Nov, 10:17

Du müsstest Dir halt die Zeit vom Bloggen abzwacken. ;-)

Mein Name ist Anja.

Anja Pia.
Ich habe die Lizenz für Beauty und Wellness.
In diesem Blog erzähle ich über meine Erlebnisse und lasse Dich hinter die Kulissen eines Betriebes sehen. Wenn es Dich interessiert, melde Dich. Wenn nicht, surf einfach weiter.

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